Woher kommen Bücher?
Woher kommen Bücher? Die einfachste und gleichzeitig auch die banalste Antwort lautet: aus der Buchhandlung. In Wirklichkeit sind Bücher aber das Ergebnis der Arbeit von vielen Personen, die den Inhalt erstellen und diesem anschließend eine bestimmte Form verleihen. Aber was passiert mit einem Buch, bevor es auf einem Regal in einer Buchhandlung landet?
Diese Frage wäre viel einfacher zu beantworten, wenn das Herstellungsverfahren für jedes Buch gleich wäre. Am Rande gesagt, ist dieser Beitrag der Einfachheit halber voll von Simplifizierungen. Je nach Druckerei sieht der Verlauf von Druckprozessen etwas anders aus und es ist unmöglich, allen Varianten und Variationen gerecht zu werden.
Mit wem fängt der ganze Prozess an?
Eigentlich scheint der Herstellungsprozess eines Buches mit dem Schriftsteller zu beginnen. Der Schriftsteller ist doch derjenige, der den Inhalt erstellt und seine Gedanken zu Papier bringt. Doch das ist weit verfehlt: denn vor dem Schriftsteller kommt der ideengebende Verlagslektor. Dieser bringt den Autor überhaupt dazu, zu schreiben. Da er den Verlagsmarkt laufend überwacht, weiß er genau, nach welchen Büchern Bedarf ist. Der ideengebende Lektor sucht nach Themen und Autoren, die diese dann realisieren. Er ist der erste, mit dem eine Person, die ein Buch herausgeben will, Kontakt hat. Seine Arbeit ist zu Ende, wenn das Manuskript im Verlag eingeht. Oft wendet sich der Autor selbst an den Verlag mit mehreren fertig geschriebenen Kapiteln.
Wie viele Lektoren sind nötig, um ein Buch herauszugeben?
Es kann mehrere Lektoren geben. Den ideengebenden Verlagslektor haben wir bereits erwähnt. Der inhaltliche Lektor ist dafür zuständig, dass der Inhalt des Buches dem Leser auf verständliche Weise präsentiert wird. Die Aufgabe des Korrektors besteht dagegen darin, die Korrektheit des Drucksatzes zu prüfen. Für all diese Arbeitsschritte ist der leitende Redakteur verantwortlich, der quasi die Rolle eines Projektmanagers übernimmt. Er überwacht jede Etappe des Herstellungsprozesses. In kleineren Verlagen hat der leitende Redakteur mehrere Funktionen inne und erfüllt die Aufgaben der Lektoren und Korrektoren, dh. er ist für das Buch von der Idee bis zur Realisierung verantwortlich.
Lektorat und Korrekturlesen
Jetzt steht der Autor vor der für ihn schwierigsten Aufgabe des gesamten Veröffentlichungsverfahrens: dem Lektorat und dem Korrekturlesen. Dabei handelt es sich nicht nur darum, ob die Kommata an den richtigen Stellen gesetzt worden sind oder ob das Manuskript Stilfehler aufweist. Was der Autor für logisch und kohärent hält, muss der Leser nicht unbedingt auch so sehen. Beispiel: auf der 5. Seite gibt es eine Formulierung, die erst auf Seite 40 näher erläutert wird. Oder auch: einige Themen bedürfen zusätzlicher Informationen oder Anmerkungen. Man braucht also jemanden, der den Inhalt objektiv überprüft. Dieser jemand ist der Lektor. Autoren opfern viel Zeit und Blut für ihr Buch. Und an diesem wird dann ohne jegliche Skrupel harte Kritik geübt. Man muss sich stets vor Augen führen, dass jedes Buch schlussendlich an einen Leser gerät, der alle Fehler und Ungereimtheiten skrupellos bloßstellt. Dann kommt aber jede Hilfe zu spät…
Grafiker
Bücher werden nicht anhand von Vorlagen, die in einem Texteditor entstanden sind, gedruckt. Ein kleines Experiment gefällig? Öffne bitte auf mehreren PCs eine mehrere Seiten umfassende Datei, z.B. Microsoft Word. Höchstwahrscheinlich werden sich diese Dateien auf jedem Bildschirm voneinander unterscheiden. Es kann so Vieles in die Hose gehen – Schriftart, Seitenanordnung, Gestaltung der Illustrationen. Im Buchdruck darf nichts dem Zufall überlassen werden – die Datei muss genauso aussehen, wie sie entworfen worden ist. Deshalb wird das Manuskript im Verlag in Form einer PDF-Datei vorlegt (mehr über die Vorbereitung von Druckvorlagen findest Du hier).
Die für den Drucksatz zuständige Person verleiht dem Inhalt eine entsprechende Form. Sie passt die Schriftart und den Zeilenabstand an und sorgt dafür, dass der Blick des Lesers fließend über den Text gleitet. Oft wird nach dem Drucksatz noch ein weiteres Mal korrekturgelesen.
Und was ist mit dem Umschlag?
Das mit dem Umschlag ist eine andere Geschichte. Manchmal wird der Umschlag von der für den Buchsatz zuständigen Person entworfen. Meistens sind es jedoch zwei unterschiedliche Personen. Das Aussehen des Umschlags richtet sich nicht nach Lust und Laune des Grafikers. Das Sagen beim endgültigen Design des Buchdeckels haben der Verlag (vor allem Personen, die für das Marketing verantwortlich sind), der Vertrieb und im gewissen Maße auch der Autor. Ob wir es wollen oder nicht – der Umschlag hat großen Einfluss auf das Kaufverhalten von Kunden. Hier darf nichts dem Zufall überlassen werden. Der Umschlag sollte dem Leser Aufschluss über den Inhalt geben.
Marketing
Der Verlag ist auch für das Marketing zuständig. Auch wenn wir das beste Buch auf der Welt verfassen, was hilft es, wenn niemand von diesem Meisterwerk erfährt? Ein Verlag hat viel bessere Möglichkeiten als der Autor, sein Buch zu promoten.
Geht es auch schneller?
Die oben beschriebenen Phasen der Bücherherstellung sind nicht die einzige Möglichkeit. Es kann vorkommen, dass nur zwei Personen die Druckvorlagen zu Gesicht bekommen, bevor diese im Verlag vorgelegt werden – der Autor selbst und der Grafiker, der diese Dateien druckreif macht. Wie ist das möglich? Nehmen wir an, dass ein erfolgreicher Blogger sein Buch selbst veröffentlichen möchte. Er weiß, wie und was er schreiben will – in diesem Fall ist der ideengebende Verlagslektor nicht nötig. Der Autor hat eine Vorstellung von seinem Buch und versucht, seine Fehler selbst zu korrigieren. Er beauftragt niemanden mit dem Lektorat und dem Korrekturlesen (an dieser Stelle sei angemerkt, dass er dies auch außerhalb des Verlags tun kann). Der Blogger kann sich also sofort an jemanden wenden, der Druckvorlagen für sein Buch vorbereitet. Anschließend gibt er diese Dateien an die Buchdruckerei weiter. Dieser Plan ist machbar, doch für die ganze Arbeit und Verantwortung für den Erfolg dieses Vorhabens ist der Autor selbst verantwortlich. Die Promo ist für einen Blogger mit einer festen Lesergruppe nichts Schwieriges. Dagegen scheint der Vertrieb gewisse Tücken zu haben. Manchmal muss man gleichzeitig eine zusätzliche Plattform, z.B. einen Onlineshop, gestalten.
Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass jedes zu verkaufende Buch über eine ISBN-Nummer verfügen muss und diese muss der Autor selbst beantragen. Ferner ist da noch die gesamte Buchauflage, die gelagert, verpackt und versendet werden muss. Eine gute Idee ist in diesem Fall ein Vorverkauf, dh. es werden nur so viele Exemplare gedruckt, die noch vor der Erstveröffentlichung verkauft worden sind. Andernfalls kann es vorkommen, dass der Autor mit einer Buchcharge dasteht, für die er Geld ausgegeben hat, die aber niemand kaufen will.
Es ist schwer zu leugnen, dass Self-Publishing für jemanden, der noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiet hat, ein Sprung ins kalte Wasser ist.
Bereits hier sieht man die immense Arbeit vieler Personen an dem Buch, bevor wir dieses in Händen halten können und wir haben noch nicht mal die Hälfte des Weges hinter uns. Bevor das Buch in die Buchhandlung kommt, muss es zuerst die Buchdruckerei verlassen. Und hier beginnt ein neues Kapitel…