Buchbindung mit offenem Rücken
Eine Buchbindung mit offenem Rücken ist für die einen ein Beispiel für buchbinderischen Exhibitionismus, für andere wiederum eine nette Abwechslung und etwas Neues und Erfrischendes. Einbände mit offengelegtem Buchrücken sind umstritten, denn sie zeigen das, was die geschickten Hände des Buchbinders in der Regel zu verbergen versuchen.
Buchbindung mit offenem Rücken
Diese Buchbindung ist so ähnlich wie die Spiralbindung, hat aber keine Spirale. Auch sie besteht aus einer Vorder- und einer Rückseite und auch sie hat keinen Buchrücken. Allerdings betont sie all das, was bei herkömmlichen Einbänden verdeckt ist. Sichtbar ist nämlich der gesamte „Aufbau“ des Buchrückens. Zu sehen ist die Fadenheftung, der Leim und der bedruckte Falz des äußeren Druckbogens aller Doppelblätter. Bei dieser Bindungsart ist sowohl ein Soft- wie auch ein Hardcover möglich.
Was haben wir eigentlich von dem sichtbar gemachten Buchrücken? Einen einzigartigen, etwas groben und technisch anmutenden Stil. Wie man aber weiß, steckt der Teufel oft im Detail. In der Regel werden Buchblöcke mit weißem Faden zusammengeheftet, damit dieser auf weißem Papier nicht sichtbar ist. Wenn wir uns aber dazu entscheiden, den Buchrücken freizulegen, liegt es nahe, eine zum Buchumschlag passende Farbe zu wählen. Ein so gestalteter Buchrücken hat dann etwas Überraschendes an sich.
Vor- und Nachteile
Ein solch auffälliges Design beeinträchtigt im gewissen Maße aber die Funktionalität des Buches. Auf dem Buchrücken können wir nämlich keine wichtigen Informationen (z.B. Nachname des Autors und den Buchtitel) angeben, weil diese Art von Büchern über keine Rücken verfügen. Um mehr Informationen über dieses Buch zu erhalten, muss man sich die Vorderseite des Umschlags ansehen.
Andererseits, wie viele Bücher mit offenem Buchrücken haben Sie in Ihrem Bücherregal stehen? Erfahrene Bibliophile können höchstwahrscheinlich nicht mehr als ein paar Exemplare vorweisen. Deshalb sind sie ohne Weiteres in der Lage, auch ohne auf den Umschlag zu schauen, nur aufgrund der Größe bzw. Farbe des Buches zu sagen, was für eins das ist. Ein offener Buchrücken ist einfach selten. Es ist also ziemlich wahrscheinlich, dass man aus allen sich im Bücherregal befindenden Büchern nach solchen mit offenem Buchrücken greift. Aus purer Neugier, um zu schauen, worüber dieses Buch handelt und wie sein Buchumschlag aussieht. Und wenn ein potenzieller Käufer ein solches Buch bereits in der Hand hält, ist es schon die halbe Miete. Bücher haben es in den Buchhandlungen nicht leicht: es ist ziemlich schwierig, unter Hunderten von schönen und optisch anziehenden Buchexemplaren aufzufallen. Ein Buch mit einem offenen Buchrücken ist ein großer Blickfänger.
Schweizer Broschur
Wenn wir über Bücher mit offenen Buchrücken sprechen, dürfen wir die Schweizer Broschur nicht vergessen. Ein Buch mit offenem Buchrücken haben wir mit einer Spiralbindung verglichen, die Schweizer Broschur erinnert dagegen an ein Buch mit einer verdeckten Spiralbindung. Die verdeckte Spirale verbindet den Innenteil mit der Rückseite des Umschlags, so dass man sie erst nach dem Aufschlagen des Buches zu sehen bekommt (bzw. wenn man die Perforierung auf der Rückseite sieht). Bei der Schweizer Broschur ist der Buchblock ebenfalls mit der Rückseite des Umschlags verbunden. Dabei handelt es sich aber um eine Klebe- und keine Spiralbindung. In diesem Fall haben wir also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Beim aufgeschlagenen Buch sehen wir den gesamten Buchrücken, beim geschlossenen Buch dagegen einen Umschlag mit einem Buchrücken, wo man alle wichtigen Informationen zum Buch angeben kann. Es gibt auch Buchrücken, die mit einem Paspelband verdeckt sind. Meistens verzichten die Verleger aber auf dieses Element. Wie bei einem offenen Buchrücken gilt auch hier die Regel, dass man auf Kleinigkeiten achten soll: z.B. auf die Farbe des Fadens, mit dem Doppelblätter zu einem Buchblock verbunden werden sollen.
Zu den größten Vorteilen der Schweizer Broschur gehört ihr Öffnungsverhalten. Da der Buchblock nur mit der Rückseite des Umschlags verbunden ist, kann so ein Buch ganz flach aufgeschlagen werden. Deshalb bietet sich diese Bindungsart überall dort an, wo das Öffnungsverhalten von großer Bedeutung ist: bei Kalendern, Notizbüchern usw.
Was soll es nun sein: ein offener oder ein verdeckter Buchrücken?
Das ist eine Frage des Geschmacks und des Sinnes für Ästhetik. Ohne Zweifel ist das eine originelle Lösung. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir Bücher nicht für uns, sondern für potenzielle Leser drucken. Wenn wir die innovative Gestaltung oder den künstlerischen Charakter betonen wollen, ist ein offener Buchrücken eine gute Wahl. Wenn der potenzielle Leser aber ein Freund von traditionellen Werten ist, lohnen sich künstlerische Experimente aber nicht besonders.