Ist es möglich, mit den RGB-Farben zu drucken?
Wenn man in einer Druckerei arbeitet, muss man sich früher oder später dieser Frage stellen. Leider gibt es hier keine einfache Ja- oder Nein-Antwort. Dieses Problem ist nämlich vielschichtiger. Wir versuchen, diesen Aspekt so verständlich wie nur möglich zu erklären. Vorneweg bemerkt: ohne Vereinfachungen geht es nicht.
Was ist der CMYK-Farbraum?
Der CMYK-Farbraum wird beim Mehrfarbdruck verwendet. Alle Farben, die man im Druckprozess erzielen kann, entstehen aus 4 Grundfarben, die in einem bestimmten Mischverhältnis miteinander vermengt werden:
– Cyan (C – Blauton),
– Magenta (M – an die Farbe von Fuchsien erinnernder purpurrötlicher Farbton),
– Gelb (Y – yellow)
– Schwarz (dh. K – “key colour” bzw. “blacK”).
Theoretisch könnte sich der CMYK-Farbraum auf den Bereich CMY beschränken, da man Schwarz durch das Vermengen derselben Menge von Gelb, Cyan und Magenta erzielen kann. Ausschlaggebend ist hier aber der Begriff „theoretisch“. In der Praxis ist nämlich das auf diese Weise gewonnene Schwarz nicht zufriedenstellend. Es handelt sich eher um einen grau-braunen Farbton statt um ein schönes und sattes Schwarz. Außerdem ist das keine günstige Variante. Anstatt drei Farben zu mischen, lohnt es sich mehr, eine schwarze Farbe zu verwenden.
Der gesunde Menschenverstand flüstert uns zu, dass es besser ist, eine zusätzliche Farbe als das hässliche und teure Schwarz zu verwenden. Wie legt man Weiß im CMYK-Farbraum an? Das liegt wohl klar auf der Hand: das geht nicht. Es gibt keine Möglichkeit, mehrere Farben zu mischen, um Weiß zu erhalten. Im CMYK-Farbraum ist die weiße Farbe der Druckträger, auf dem gedruckt wird.
Was ist der RGB-Farbraum?
Die RGB-Lichtfarben sind der Farbraum, den man auf Bildschirmen oder Smartphones wahrnimmt. Er besteht aus 3 Grundfarben:
– R – red (rot),
– G – green (grün),
– B – blue (blau).
Jedes auf einer Matrix erscheinende Pixel besteht aus drei Subpixeln, die Licht in diesen Farben emittieren. Die Farbe einzelner Pixel hängt von der Lichtstärke ab, die von jedem Subpixel ausgestrahlt wird. Wenn alle drei Subpixel mit maximaler Lichtstärke strahlen, dann erhalten wir Weiß. Schwarz erzielen wird dann, wenn keine Submixel Licht emittieren, also wenn es kein Licht gibt.
RGB und CMYK
Die Farbräume CMYK und RGB sind wie zwei verschiedene Sprachen, mit denen man dieselbe Wirklichkeit beschreibt. Die ganze Schwierigkeit besteht darin, das Bild aus der RGB- in die CMYK-Sprache zu konvertieren, damit der Kunde genau dieselben Farben auf dem Druckergebnis wie auf dem Bildschirm sieht. Das ist kein einfaches Unterfangen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der RGB-Farbraum viel umfangreicher ist als CMYK. Das menschliche Auge nimmt viel mehr Farben wahr, als man mit dem CMYK-Farbraum erzielen kann. Manche Farben, die man auf dem Bildschirm sieht, lassen sich beim Drucken nicht erreichen. Daran sollte man bereits in der Entwurfsphase einer Veröffentlichung denken.
Schauen Sie sich die unteren Beispiele an. Achten Sie vor allem auf die Grafiken rechts. Diese Simulation zeigt, wie eine ausgedruckte Grafik, die automatisch von RGB in CMYK umgewandelt worden ist, aussieht.
Was passiert also, wenn eine Druckdatei mit dem RGB-Farbraum ausgelegt und so geliefert wird?
Theoretisch nichts Schlimmes. Die RGB-Lichtfarben werden in CMYK-Farben umgewandelt. Aber in solch einem Fall weiß man eigentlich nie, wie sich das Ergebnis präsentieren wird. Nach Erhalt der Bestellung wird der Kunde im besten Fall überrascht und im schlimmsten enttäuscht sein.
Ist es also möglich, mit den RGB-Farben zu drucken? Ja schon, aber…
…man muss damit rechnen, dass sich das auf dem Bildschirm angezeigte Bild von dem Druckergebnis unterscheiden wird. Der CMYK-Farbraum ist deutlich kleiner als die RGB-Farbpalette. Bei einem automatisch konvertierten Bild kann man einen bestimmten Farbton nicht immer optimal treffen. Als Ergebnis erhalten wir Farben, die nicht so satt sind wie das digitale Original. Mit Neonfarben ist nicht zu rechnen, denn die lassen sich aus einer Mischung von Cyan, Magenta, Schwarz und Gelb nicht erzielen.
Wenn das Projekt mit dem CMYK-Farbraum angelegt ist, sehen die Farben im Druckergebnis dann optimal aus?
Wenn dies so einfach wäre, wären unsere Medientechnologen die glücklichsten Menschen überhaupt. Auf die Optik der gedruckten Farben haben nämlich mehrere Faktoren Einfluss. Dazu gehört u.a. der Bildschirm. Auf einem Bildschirm sichtbare Farben werden unterschiedlich wahrgenommen. Manchmal liegt es an der Qualität der Matrix, manchmal an der Kalibrierung. Bei der Kalibrierung handelt es sich um eine Einstellung des Bildschirms, bei der die emittierten Farben so nah wie möglich an den Standardwerten liegen. Sogar Bildschirme für Profis können Farben „verfälschen“, wenn sie nicht richtig eingestellt sind. Außerdem ist es empfehlenswert zu prüfen, nach welchen Farbprofil-Richtlinien die Druckerei, die wir beauftragen wollen, arbeitet. Manche Druckereien (z.B. wir) ziehen Dateien ohne beigefügtes Farbprofil vor. Sollte ein solches Profil vorhanden sein, wird es im Druckverfahren eh nicht berücksichtigt. Ferner kann man der Druckerei – wenn einem sehr viel an einer idealen Farbwiedergabe liegt – ein Farbmuster, z.B. ein Buch aus einer älteren Ausgabe, zur Verfügung stellen. Mit solch einem Muster weiß der Drucker, was der Kunde wünscht und was er bei der Farbgestaltung anstreben muss.