Das Öffnungs-verhalten
Mit dem Öffnungsverhalten eines Buches verhält es sich ähnlich, wie mit der Luftqualität - ist sie gut, achtet man gar nicht auf sie. Wenn sie aber mangelhaft ist, dann bringt sie einen zur Weißglut.
Was ist das Öffnungsverhalten?
Das Komische ist, dass wir eigentlich ahnen, was das Öffnungsverhalten ist, und diesen Begriff intuitiv nutzen. Seine Definition ist aber ziemlich schwierig.
Bei dem Öffnungsverhalten handelt es sich um einen Umschlagsparameter, der die Tendenz von Innenteilbögen beschreibt, mit der sie sich bei einem geöffneten Druckwerk horizontal zu den Buchseiten anordnen.
Aus der Druckersprache in die Sprache von Otto Normalbürger übersetzt: wenn die Buchblockbögen beim geöffneten Buch auf dem Umschlag liegen und nicht in vertikaler Position bleiben, dann spricht man von einem guten Öffnungsverhalten. Unser Ziel ist natürlich das bestmögliche Öffnungsverhalten.
Warum ist das Öffnungsverhalten von Bedeutung?
Vor allem geht es hier um den Komfort für LeserInnen. Wenn wir ein Buch mit einem schlechten Öffnungsverhalten öffnen, wölben sich die Buchblockbögen am Buchrücken auf. Der auf diesen Seiten gedruckte Text sieht verzerrt aus, was die Leserlichkeit des Buches stark beeinträchtigt. Dh., dass man so ein Buch langsamer liest. Eine schwache Textperzeption hat einen ungünstigen Einfluss auf seine Wahrnehmung. Im Klartext bedeutet das, dass uns das Lesen dieses Buches schwerfallen wird.
Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass wir das Buch beim Lesen mit zwei Händen halten müssen. Wir alle wissen, wie nervenaufreibend Bücher sind, die sich bei der Lektüre von alleine schließen und man gezwungen ist, das gesamte Buch durchzublättern, um die entsprechende Seite wiederzufinden.
Ein schlechtes Öffnungsverhalten hat auch einen direkten Einfluss auf die Robustheit des Buches. Wenn ein Buch sich nicht so weit öffnen lässt, um es bequem lesen zu können, werden die Leser die Buchblockbögen mit Krafteinwirkung an den Buchrücken drücken. Mehrmals wiederholt führt das beim Lesen dazu, dass das Buch beschädigt wird. Die Folge kann z.B. ein gebrochener Rücken sein (des Buches natürlich und nicht der LeserInnen).
Welche Faktoren haben Einfluss auf das Öffnungsverhalten?
Von diesen Faktoren gibt es wirklich sehr viele. Dazu gehören u.a. Papiersorten, aus denen der Buchblock hergestellt ist, Bindungsarten, Klebstoffe, Buchgröße und ferner auch Bindeverfahren des Innenteils. Dieses Thema ist sehr komplex, deshalb befassen wir uns damit ausführlich in einem anderen Blogeintrag.
Welche Bindungsarten haben das beste Öffnungsverhalten?
Unter den herkömmlichen Bindungsarten gewinnt das Rennen ganz klar die Hardcoverbindung mit Fadenheftung. Bei den besonderen Bindungsarten ist die Spiralbindung konkurrenzlos
Und warum? In Bezug auf das Öffnungsverhalten ist die Bindestelle von Blockbögen und Buchrücken am kritischsten. Verbindet man die Bögen mit Hilfe einer Spirale, sind praktisch alle mit dem Buchrücken verbundene Probleme behoben. Außerdem hat die Papiersorte, die man für den Buchblock verwendet, keinen Einfluss auf das Öffnungsverhalten. Ein interessantes Beispiel sind auch Bücher mit einem offenen Buchrücken. Da der Rücken nicht mit dem Buchblock verbunden ist, weisen solche Druckwerke ebenfalls ein gutes Öffnungsverhalten auf.
Sollte ein gutes Öffnungsverhalten immer das wichtigste Auswahlkriterium sein?
Natürlich nicht. Beim Buchdruck sind Kompromisse oft Gold wert. Manchmal muss man halt auf etwas verzichten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ein gutes Beispiel dafür sind Taschenbuchausgaben. Taschenbücher sind klein, leicht und billig und bewähren sich sehr gut auf Reisen, weil sie in jede Tasche oder jeden Koffer passen. Meistens handelt es sich dabei um Bücher in Kleinformat mit Softcoverbindung mit Klebeheftung. Sie sind in der Regel auch etwas dicker als herkömmliche Ausgaben. Bei solchen Parametern kann man nicht erwarten, dass sich das Buch ganz flach öffnen lässt. Auf eine Reise nehmen wir aber bestimmt viel lieber ein Taschenbuch als ein großes Buch mit wunderschönem Hardcover mit.
Bei manchen Druckwerken ist das Öffnungsverhalten aber ausschlaggebend, z.B. bei Bildbänden. Diese werden ja vor allem angesehen und nicht gelesen. Es ist unmöglich, die künstlerischen Fertigkeiten des Fotografen zu bewundern, wenn man die Fotos nicht in Ruhe ansehen kann. Wenn die Seiten eines Bildbandes stets in die Höhe schnellen und sich am Buchrücken aufwölben, nimmt unser Auge die gedruckten Fotos verzerrt auf. Die Ursache dafür ist meistens das Papier. Damit der Bildband stilvoll und elegant ist, entscheidet man sich in der Druckerei oft für Kreidepapier mit hoher Grammatur. Am Rande bemerkt: beschichtetes Papier reflektiert Licht viel besser als andere Papiersorten. Wenn der Bildband in ungünstigen Lichtverhältnissen angesehen wird, sieht man auf jeder Seite einen schimmernden Streifen am Buchrücken. Deshalb sollte man bei der Wahl der Bindungsart sorgfältig vorgehen. Auch das Format sollte gut überlegt sein und zwar noch in der Entwurfsphase des Bildbandes. Wenn man auf alles achtet, zahlt es sich am Ende aus.
Ähnlich verhält es sich mit Druckwerken zum Notieren. Unseren Kunden, die uns mit dem Druck von Terminplanern, Kalendern und Notizbüchern beauftragen, empfehlen wir vor allem die Hardcoverbindung mit Fadenheftung bzw. die Spiralbindung. Wenn man das Notizbuch mit der anderen Hand festhalten muss, um Notizen machen zu können, dann ist das alles andere als benutzerfreundlich.
Wie immer hängt alles von unseren Bedürfnissen und Anforderungen ab.
Das Thema Öffnungsverhalten eines Buches mag vielleicht komplex erscheinen, aber spätestens dann, wenn man das Buch in der Hand hält, wird einem bewusst, wie wichtig es ist. Keine Bange, unsere Kundenberater haben alles im Griff und wissen auch darüber bestens Bescheid. Sie schlagen bestimmt eine optimale Lösung vor und räumen alle Zweifel aus dem Weg.